Schulleben

„Hola Chicas!“

Eine Reportage aus dem Spanischunterricht von Virginia Heruday und Karla Rothert Guedes

Karla: Ich bin ziemlich aufgeregt und halte Virginias Hand. Das ist unsere erste Reportage und es ist uns etwas peinlich. Als wir beide durch die Tür der 8a gehen, begrüßt uns schon die aufgeweckte Stimme der Lehrerin Frau dos Santos mit einem „Hola chicas!“. Als wir uns hinsetzen schauen uns alle erstmal komisch an, weil sie sich fragen, was wir hier machen. Frau dos Santos stellt uns erstmal vor, als „Karla y Virchiniaaa“. Virginia schaut mich verdattert an und fängt an, rot zu werden. Wir beide müssen uns unser Lachen verkneifen. Als Portugiesin verstehe ich einige Teile des Unterrichtes, aber nicht alles. Virginia jedoch kommt das ganze ziemlich Spanisch vor. Hahaha, kleiner Witz am Rande.

Virginia: Allerdings – ich verstehe nichts davon, weshalb es für mich etwas schwer ist, den Unterricht zu verfolgen. Es ist trotzdem sehr interessant zuzuschauen, weil ich gerne neue Sprachen lerne. Obwohl ich nicht verstehe, kann ich schon nach einer Stunde einen ganzen Satz sagen: „Mi comoda favorita son las tapas.“ Das habe ich allerdings zugegebenermaßen im Unterricht bei Google übersetzt.

Zu Gast im Spanischunterricht – Immerhin ist das Arbeitsheft schön bunt. (Foto: Karla Rothert Guedes)

Karla: Während der Stunde merkt man richtig, wie die Schüler*innen lernen – und das mit Freude. Man hört ab und zu Gelächter und Witze zwischen der Lehrerin und der Klasse, was unserer Meinung nach ziemlich erfrischend ist, weil es zeigt, dass Unterricht nicht immer anstrengend und langweilig sein muss.

Virginia: Es ist interessant zu sehen, wie die Schüler*innen Stunde für Stunde eine ihnen vorher völlig fremde Sprache lernen. Man sieht, dass sie gut im Unterricht mitarbeiten und nach jeder Stunde etwas Neues dazugelernt haben, vor allem, weil es so scheint, als würde ihnen der Unterricht Spaß machen. Unser erster Eindruck ist gut und mit diesem Gefühl gehen wir aus der Stunde raus und hoffen, dass wir in der nächsten Stunde auch wieder mit diesem Gefühl rein gehen.

Karla: Bevor der Unterricht losgeht, treffe ich mich mit Virginia vor der Schule, damit wir nicht allein noch oben in den Kurs gehen müssen. Ich warte auf Virginia vor der Schule, merke aber, dass sie nicht kommt. Wir wollten uns um 7:50 Uhr treffen. Drei Minuten vergehen, vier Minuten, fünf … Aber von Virginia ist weit und breit keine Spur zu sehen. Dann, eine Minute bevor der Unterricht losgeht, sehe ich sie ganz hinten auf der Schulstraße, die zum Eingang des grünen Bereichs führt. Ich greife wütend ihre Hand und wir beide rennen schnell nach oben zum Klassenraum der 8a. Wir sind zwar zwei Minuten zu spät, aber die Schüler*innen haben zum Glück noch nicht mit dem Vokabeltest begonnen.

Von innen sieht es aber schon nach Arbeit aus, vor allem wenn man kein Wort Spanisch spricht (Foto: Karla Rothert Guedes)

Virginia: Wir kommen in den Klassenraum gestürzt und setzen und auf die Plätze von letzter Woche. Da wir zu spät kommen, verteilt Frau dos Santos bereits des Test. Uns gibt sie auch einen. Karla und ich gucken auf den Test und verstehen beinahe kein Wort, aber eine Sache verstehe ich sofort. Und zwar das Wort „Agua Mineral“, auf Deutsch übersetzt: Mineralwasser. Das weiß ich, weil Wasser auf Latein Aqua heißt. Als alle Schüler*innen mit dem Vokabeltest fertig sind, werden die Ergebnisse der letzten Stunde verglichen und besprochen.

Karla: Um dem Unterricht besser verfolgen zu können, gibt uns Frau dos Santos ihr Spanischbuch. Die Hausaufgaben, die gerade vergleichen werden, drehen sich um einen Text. Es ist eine sehr komische Art, etwas zu vergleichen. Frau dos Santos steht an der Tafel und verbindet irgendwelche Sätze, aber die Schüler*innen scheinen es zu verstehen. Ich war etwas überfragt, weil wir in der Stunde, als sie den Text behandelt haben, nicht da waren. Ich gucke Virginia ahnungslos an, und sie fängt an zu lachen.

Virginia: Nachdem die Hausaufgaben verglichen wurden sagt Frau dos Santos die nächste Aufgabe an. Die Aufgabe ist eine Hördatei. Dort geht es um zwei Freundinnen, die eine Pizza bestellen wollen und darüber diskutieren, welche Sorte sie bestellen wollen. Die Schüler*innen machen sich dazu Notizen. Nach der Aufgabe fragt Frau dos Santos die Schüler*innen, was ihre Lieblingspizza ist. Wir werden auch gefragt und ich sage ganz stolz und mit voller Überzeugung: „Pizza Hawaii mit Mais, Ketchup und Majo.“ Alle finden das sehr komisch und Frau dos Santos schreit: „Horrible!“

Der Unterricht macht trotzdem Spaß, was vor allem an den vielen Ideen von Frau dos Santos liegt. (Foto: Karla Rothert Guedes)

Karla: Meine Antwort auf die Frage von Frau dos Santos ist ganz klar: Gemüse-Pizza. Nach dieser Aufgabe schauen uns alle komisch an. Aber gut, Virginia und mich interessiert es eigentlich nicht wirklich. Die nächste Aufgabe ist eine im Buch, wieder über Lebensmittel. Virginia macht sich gute Notizen, währenddessen ich versuche dem Unterricht irgendwie zu folgen. Es geht durchgehend um Lebensmittel, was für mich und Virginia irgendwann etwas langweilig ist, weil es immer das gleiche ist. Zwischendurch kam aber ein neues Wort: „Suiege“. Es wird ausgesprochen wie Ziege also ungefähr so: „sigggeee“. Ich drehe mich zu Virginia und sage: „Komm her, du sigggeee!“ Ich denke, dass das niemand gehört hat, doch auf einmal sagt Frau dos Santos mit einem lächelnden Blick: „Nicht Ziege, es heißt suiege.“ Mir ist das etwas peinlich und ich werde leicht rot. Ich drehe mich zu Virginia und sie fängt an höhnisch zu lachen. Wir beide kriegen uns nicht mehr ein.

Virginia: Nachdem wir uns beruhigt haben, kommt schon die nächste Aufgabe von Frau dos Santos. Meiner Meinung nach ist es eine sehr coole Aufgabe, und zwar spielen die Schüler*innen jetzt Bingo mit spanischen Vokabeln. Ehrlicherweise habe ich davon und vom Ende des Unterrichts nicht so viel mitbekommen, da ich mich mit Karla unterhalten habe. Insgesamt gefällt mir der Spanisch-Kurs sehr gut, da in der Klasse eine schöne Atmosphäre herrscht und der Unterricht sehr schön gestaltet ist. Es macht viel Spaß zuzugucken, auch wenn man nicht so viel versteht. Da der Unterricht schon fast vorbei ist, packe ich schon langsam meine Sachen ein und gehe gleich mit einem positiven Gefühl in den nächsten Unterricht.

Karla: Der Unterricht ist fast vorbei und man hört zwischendurch Gejammer: „Wir wollen nicht, dass der Kurs von einer anderen Lehrerin übernommen wird.“ Das zeigt mir, dass Frau dos Santos und die Schüler*innen sich sehr gut verstehen. Frau dos Santos ist eine sehr gute Lehrerin und man merkt, wie traurig die Schüler*innen sind, dass sie den Kurs aus Gründen, die ich nicht kenne, abgeben muss. Virginia und ich reden jetzt noch kurz mit Frau dos Santos, verabschieden uns und gehen mit einem guten Gefühl und Gewissen aus der Stunde.

Anmerkung der Redaktion: Frau dos Santos hat den Kurs behalten.

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